Welttag ohne Tabak am 31. Mai 2025
Worte wirken - Wie Sprache Sucht und Normalität prägt
Jedes Jahr am 31. Mai ruft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum "Welttag ohne Tabak" auf. Ziel ist es, auf die tödlichen Folgen des Rauchens und den Einfluss der Tabakindustrie aufmerksam zu machen. Doch die Tabak- und Nikotinindustrie hat über Jahrzehnte raffinierte Methoden entwickelt, um Jugendliche zu ködern und Erwachsene in der Abhängigkeit zu halten. Ein oft unterschätztes Werkzeug: die Sprache.
Manipulation durch Worte
Die Art und Weise, wie über das Rauchen und Vaping gesprochen wird, ist kein Zufall. Begriffe wie „Genussmittel“, „Lifestyle-Produkt“ oder „Dampfen“ statt „Inhalieren von Nikotin“ verharmlosen die gesundheitlichen Risiken. Besonders perfide: Die Industrie nutzt positive Begriffe wie „rauchfreie Alternativen“, um ihre Produkte als weniger schädlich darzustellen – obwohl sie in Wirklichkeit abhängig machen und die Gesundheit belasten.
Journalismus oder PR?
Neben der sprachlichen Manipulation in Werbung und öffentlichem Diskurs geht die Einflussnahme noch weiter: Die Tabak- und Nikotinindustrie investiert gezielt in Medien, um die öffentliche Wahrnehmung zu steuern. Gesponserte Inhalte, Advertorials und wohlwollende Berichterstattung über „rauchfreie Innovationen“ finden sich nicht nur in Werbeanzeigen, sondern auch in scheinbar unabhängigen Artikeln
Haltung zeigen – Sprache und Verhalten gehen Hand in Hand
Nicht nur die Sprache, sondern auch unser Verhalten prägt, wie zukünftige Generationen das Rauchen und Vaping wahrnehmen. Kinder lernen durch Beobachtung: Wenn Erwachsene in ihrer Umgebung rauchen oder dampfen, wird dies oft als normales oder alltägliches Verhalten übernommen. Deshalb sind rauchfreie Spielplätze, Schulhöfe und öffentliche Räume ein wichtiger Schritt, um jungen Menschen zu zeigen, dass Tabak- und Nikotinkonsum nicht zur Normalität gehören.
Ein Beispiel: In der Stadt St. Gallen läuft derzeit eine überparteiliche Initiative für rauchfreie Spielplätze. Dass sie politisch aufgegriffen wurde, zeigt: Gesundheitsförderung beginnt im Alltag – und findet Gehör.
Neue Wege in der Prävention – Sprache, die ankommt
Was der Spielplatz für die Kleinsten ist, ist Social Media für viele Jugendliche. Im Rahmen der interkantonalen Präventionskampagne «VapeCheck» veröffentlichen Schweizer Influencerinnen und Influencer auf TikTok und Instagram kurze, prägnante Videos rund um das Thema Vapen – mit Fokus auf Risiken, Folgen und Ausstiegsmöglichkeiten.
Der Erfolg dieser Kampagne liegt nicht zuletzt in der Sprache: nahbar, jugendlich und authentisch. Sie schafft Nähe zur Zielgruppe, ohne zu belehren – und regt dennoch zur kritischen Auseinandersetzung an. So entsteht Raum für echte Prävention. Eine Sprache, die auf Augenhöhe bleibt, trägt dazu bei, dass Rauchen und Vapen nicht länger als normal oder gar harmlos wahrgenommen werden.
Kontakt:
Ursina Raymann
Bereichsleiterin Gesundheitsförderung und Prävention
ursina.raymann@lungenliga-ost.ch
