Anders denken eröffnet neue Möglichkeiten
Ist es auch schon vorgekommen, dass Sie zu einem Menschen einfach keinen Draht gefunden haben? Oder dass Sie sich durch bestimmte Reaktionen Ihrer Mitmenschen unverstanden, überrumpelt oder nicht ernst genommen gefühlt haben? Dies könnte daran liegen, dass nicht alle Menschen den gleichen Denkstil haben. «Wir alle bauen unsere Sicht auf die Welt auf unterschiedliche Art und Weise auf», sagt Monika Hänni, Personalverantwortliche bei der Lungenliga Schweiz.
Neue Möglichkeiten eröffnen
Diese unterschiedlichen Denkmuster sorgten immer mal wieder für Konflikte, erklärt Monika Hänni. Sie sieht jedoch auch eine grosse Chance in dieser Diversität, der sogenannten kognitiven Vielfalt. «Werden wir uns dieser Unterschiede bewusst, können wir neue Perspektiven einnehmen und Brücken schlagen zu Andersdenkenden.» Die Vorteile: ein besseres Verständnis der anderen und die Möglichkeit, neue Lösungsansätze zu finden.
Verschiedene Denkmuster erkennen
Gemäss dem Modell von Ned Herrmann*, mit dem Monika Hänni arbeitet, gibt es vier verschiedene Denkstile; das faktische, das praktische, das zwischenmenschliche und das experimentelle Denken. Auf eine Krankheitsdiagnose zum Beispiel würden Menschen mit unterschiedlichen Denkmustern unterschiedlich reagieren, sagt sie:
- Jemand, der vorwiegend faktisch denkt, braucht bei einer Krankheitsdiagnose viele Zahlen und Fakten zur Krankheit. Betroffenen hilft es, wenn sie Artikel darüber lesen können und die Ursachen, Symptome und die Funktionsweise der Behandlungen kennen.
- Wer mehrheitlich praktisch denkt, informiert sich ebenfalls ausgiebig über die Krankheit, setzt sein Wissen jedoch schnell in konkrete, detailliert geplante Handlungen um. So richtet diese Person zum Beispiel die Wohnung sofort anders ein, um das Leben mit der Krankheit zu erleichtern.
- Ist einer Person das Zwischenmenschliche wichtig, können bei einer Diagnose zunächst Emotionen wie Angst und Hilflosigkeit sehr dominant sein. Damit sie sich ernst genommen fühlt, braucht sie viel Mitgefühl.
- Menschen, die eher experimentell unterwegs sind, mögen das Risiko und probieren gerne selbst etwas aus. Sie nehmen es vielleicht mit ihrer Therapie nicht so genau, wenn sie den Sinn dahinter nicht sehen.
Sich neue Denkmuster aneignen
Die meisten Menschen hätten mehrere Denkstile, sagt Monika Hänni. «Unsere Denkmuster sind nicht starr. Wir können uns auch andere Herangehensweisen aneignen.» Dies könne viele Konfliktsituationen entspannen und den Zugang zu anderen Menschen erleichtern.
Eigene Bedürfnisse kommunizieren
Doch wie gelingt dies? «Wenn wir uns bewusst machen, wie wir ticken, können wir unsere eigenen Bedürfnisse besser verstehen und kommunizieren.» Hilfreich könne dies etwa im Gespräch mit medizinischen Fachpersonen sein. «Ist mir das Zwischenmenschliche wichtig, brauche ich – anders als beispielsweise eine Person mit faktischem Denken – zunächst nicht möglichst viele Fakten, sondern ich möchte mich wohl fühlen und Vertrauen aufbauen.»
Wichtige Fragestellungen klären
Weiter lohne es sich, zu entdecken, wie das Gegenüber funktioniere und welches dessen Bedürfnisse seien, erklärt Monika Hänni. Um ein gemeinsames Vorgehen zu finden, könnten die folgenden Fragestellungen helfen:
- Um was geht es?
- Wie machen wir etwas? Zum Beispiel: Wie strukturiert und detailliert muss der Ablauf sein?
- Wer ist betroffen? Zum Beispiel: Was bedeutet dies für mich, mein Umfeld, meine Arbeitsstelle?
- Warum tun wir dies? Zum Beispiel: Was ist der Sinn dahinter?
- Was bedeutet das für mich? Zum Beispiel: Wie sorge ich gut für mich?
«Gelingt es uns, die Beweggründe der anderen Person zu verstehen, ohne sie zu bewerten, können wir Mauern einreissen, Vorurteile abbauen und Anschlussfähigkeit erlangen.»
*Mehr Informationen dazu unter: www.hbdi.de