«Will ich ein komfortables Leben, muss ich mir Mühe geben»
«Was ich früher in fünf Minuten gemacht habe, dafür brauche ich heute eine halbe Stunde. Die Spontaneität geht dadurch natürlich verloren.» Vytis Kaestli sagt dies ganz nüchtern, Bedauern ist aus seiner Stimme keines zu hören. Vor einigen Jahren hat er erfahren, dass er an der chronisch obstruktiven Lungenkrankheit leidet. Rund 400'000 Menschen in der Schweiz sind von dieser Krankheit betroffen, welche zu einer Verengung der Atemwege führt und zunehmende Atemnot bei körperlicher Aktivität sowie oftmals auch morgendlichen Husten mit Auswurf zur Folge hat.
Seit der Diagnose musste Vytis Kaestli sein Leben anpassen: Regelmässige Bewegung, das Priorisieren seiner Aktivitäten und der Verzicht auf Tabak sind nun ein Muss. «Will ich ein komfortables Leben, muss ich mir Mühe geben – und zwar nicht nur für einige Monate, sondern für den Rest meines Lebens», stellt er fest. Die tiefe Stimme sprüht dabei vor Lebensenergie. Vytis Kaestli ist ein Optimist, einer, der auch aus schwierigen Situationen das Beste zu machen versucht. Deshalb hat er sich bei der Lungenliga Thurgau für die Patientenschulung «Besser leben mit COPD» angemeldet.

Planen und bewegen
Die Schulung, welche COPD-Betroffenen in sechs zweistündigen Modulen unter anderem einen besseren Umgang mit der Krankheit vermittelt, hat die Lungenliga 2018 erstmals angeboten. Ein Modul widmet sich der Alltagsplanung. «Durch die erhöhte Atemleistung verbrauchen COPD-Betroffene schon für kleine Aktivitäten mehr Energie als gesunde Menschen», erklärt Philipp Hug, Coach der Lungenliga Thurgau.

Deshalb sei es für Betroffene wichtig, ihren Alltag möglichst energiesparend zu planen und anstrengende Aktivitäten auf diejenigen Tageszeiten zu verlegen, zu denen sie sich am fittesten fühlten. Weiter helfe es, Aktivitäten in mehrere Abschnitte aufzuteilen und jeweils genügend Zeit einzuberechnen. Neben der sorgfältigen Planung nennt Hug aber noch ein weiteres Element, welches für eine bessere Alltagsbewältigung essenziell ist und während des Coachings thematisiert wird: Das regelmässige Training. «Die Muskeln aufzubauen und die Muskeln zu erhalten, ist bei COPD-Betroffenen das A und O», erklärt Hug und betont: «Die Betroffenen können viel dazu beitragen, dass ihr Leben trotz Krankheit an Qualität gewinnt.»
Wertvolle Tipps
Davon profitierte auch Vytis Kaestli. Er sei bereits vor der Patientenschulung gut über seine Krankheit informiert gewesen und habe täglich Spaziergänge mit seinem Hund unternommen. Dennoch habe er von der Schulung profitieren können. «Ich habe viele wertvolle Tipps erhalten zu Bewegungsübungen, wie ich meinen Tagesablauf besser planen kann und wie ich im Ernstfall reagieren muss. Allen, die wissen möchten, wie man sich mit COPD im Alltag wohler fühlen kann, würde ich diesen Kurs unbedingt weiterempfehlen.»