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Diagnose Schlafapnoe am Handgelenk?

Digitale Armbanduhren wie die Apple Watch können angeblich Schlafapnoe erkennen. Was halten Experten der Pneumologie und der Schlafmedizin davon?

Elektronische Armbanduhren, sogenannte Wearables, messen neuerdings nicht nur Herzfrequenz und Puls. Smartwatches wie die Apple Watch messen den Blutdruck, können angeblich auf chronische Erkrankungen aufmerksam machen und sogar Schlafapnoe erkennen. Der Begriff Wearables wird vom englischen «wearable», deutsch «tragbar», abgeleitet, weil die kleinen Computersysteme direkt am Körper getragen werden. Was sagen Experten aus der Pneumologie und der Schlafmedizin dazu? Halten diese Wearables das Versprechen, Schlafapnoe zu erkennen?

«Die Apple Watch oder andere Smartwatches sind nicht geeignet für die Feststellung oder den Ausschluss von Schlafapnoe», sagt der Chefarzt der Klinik für Pneumologie und Schlafmedizin am Kantonsspital St. Gallen, Prof. Dr. Dr. Martin H. Brutsche. Die Informationen, welche die Apple Watch oder vergleichbare Geräte zur Schlafqualität lieferten, könnten jedoch auf eine Schlafstörung hinweisen, sagt er: «Hier sehe ich den Nutzen solcher Apps und Wearables. Wenn Ihnen die Uhr wiederholt eine schlechte Schlafqualität anzeigt und Sie tagsüber extrem müde sind, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Die Hausarztpraxis kann dann eine entsprechende Abklärung veranlassen. Zur eigentlichen Diagnosestellung, ob beispielsweise eine Schlafapnoe oder eine andere Schlafstörung vorliegt, braucht es medizinisch getestete und zugelassene Messmethoden.»

Warnhinweis ersetzt nicht die Diagnose 
Smartwatches können ein bestehendes Risiko für Schlafapnoe erkennen, aber sie ersetzen keinesfalls die Diagnose. Diese Ansicht teilt Dr. Albrecht Vorster, Co-Leiter des Swiss Sleep House Bern der Insel-Gruppe. «Verschiedene Smartwatches sind in der Lage, ein Risiko für Schlafapnoe festzustellen. Sie nutzen dazu eine Kombination aus Puls, Bewegungsdaten, Blutsauerstoffsättigung und Schnarchgeräuschen. Aber sie erkennen nur das Risiko, sie diagnostizieren keine Schlafapnoe! 

Weitere Geräte zur Ermittlung eines Schlafapnoe-Risikos 
Albrecht Vorster weist auf Apps und Wearables hin, welche weniger teuer sind als Smartwatches. Auch diese können das Schlafapnoe-Risiko ermitteln, ersetzen aber nicht eine Diagnose: 

  • «Sleep Analyzer» von Withings. Ein Sensor misst Atemfrequenz, Herzschläge und Körperbewegungen auf der Matratze. Der Geräuschsensor identifiziert Audiosignale, die spezifisch für das Schnarchen und Atemaussetzer sind.
  • Die «Snorefox App» von Diametos ist eine medizinisch zertifizierte Schnarch-App, die anhand der Muster der Schnarchgeräusche das Schlafapnoe-Risiko ermittelt. 
  • Der «CIRCUL Ring» misst die Sauerstoffsättigung im Blut und die Anzahl der nächtlichen Entsättigungsereignisse.