«Hilfe zu holen, ist ein Zeichen von Stärke»

Etwa 592 000 Menschen in der Schweiz betreuen ihnen nahestehende Personen. Manche tun dies einige Stunden pro Woche, andere kümmern sich rund um die Uhr um ihre Angehörigen.1 So oder so leisten sie eine wertvolle, anspruchsvolle Arbeit, und es ist wichtig, dass sie auch Entlastungsangebote in Anspruch nehmen können. Wie wichtig diese sind, zeigt die 2024 publizierte Studie «Wie Entlastung wirkt».2
Kurze Zeit, grosser Effekt
Am meisten überrascht habe ihn, welch grosser Unterschied bereits wenige Entlastungsstunden machen könnten, sagt Udo Michel. Er ist Geschäftsführer des Entlastungsdienstes Kanton Bern. Die Studie wurde vom Dachverband Entlastungsdienst Schweiz gemeinsam mit der Paul Schiller Stiftung in Auftrag gegeben. Bereits bei den Angehörigen, die acht oder weniger Betreuungsstunden pro Monat in Anspruch nehmen, haben neun von zehn Personen angegeben, dass die externe Betreuung zu einer starken oder zumindest einer gewissen Verbesserung des emotionalen Befindens geführt habe. Bei mehr Entlastungsstunden ist dieser Effekt noch grösser. «Wieder einmal einkaufen gehen, ohne in ständiger Alarmbereitschaft zu sein oder etwas Paarzeit zu verbringen, kann einen starken psychischen Effekt haben und Energie geben für die weitere Betreuung», sagt Udo Michel. Auch bei den betreuten Personen verbessern die Betreuungsstunden die Lebensqualität.
Weniger Heimeintritte
Die positiven Auswirkungen auf die Psyche und den Energiehaushalt zeigen noch weitere wertvolle Effekte: So deuten die Resultate der Studie darauf hin, dass der Entlastungsdienst Heimeintritte verhindern kann. 43 Prozent der Angehörigen, die über 65-Jährige betreuen, haben angegeben, dass die betreute Person ohne den Entlastungsdienst klar oder eher in ein Heim eintreten müsste.